Diagnostik

Wir möchten die Familien, die zu uns kommen angemessen beraten und begleiten. Um dies zu gewährleisten, entsteht - in enger Zusammenarbeit mit den Eltern - im Rahmen einer ausführlichen interdisziplinären Diagnostik ein umfassendes Bild von den Kindern, ihren Verhaltensweisen und Lebensbedingungen.  Gespräch Eltern mit Kind und Therapeut

In einem Erstkontakt greifen wir die Fragen und Anliegen der Eltern auf und wenden uns dann mit unseren spezifischen Zugangsweisen und Blickwinkeln der Lebenssituation und der individuellen Befindlichkeit des Kindes zu. So entsteht in einer interdisziplinären Diagnostik ein Bild vom Kind, das als Grundlage für Erklärungsmodelle und weitere Maßnahmen dienen soll.

Mit den Eltern zusammen besprechen wir elterliche und fachliche Eindrücke über Entstehung, Ausmaß und Bedeutung der gefundenen Zusammenhänge. Auf dem Hintergrund ihrer Fragen und Anliegen und unserer diagnostischen Überlegungen entsteht ein Kontrakt über Maßnahmen, Verteilung der Aufgaben sowie Schwerpunkte in Betreuung und Förderung.

Dieses Sammeln und Auswerten diagnostischer Eindrücke nimmt zu Beginn der Zusammenarbeit zwischen Familie und Frühförderstelle einen breiten Raum ein.
Im Verlauf der weiteren Betreuung ist es uns ein Anliegen, in Fördersituationen, begleitenden Gesprächen und Beratungsprozessen diese ersten Einschätzungen immer wieder zu aktualisieren. In der Regel steht eine abschließende Einschätzung und Auswertung der Entwicklungsgeschichte am Ende des Frühförderprozesses.

Das Erfassen der Vielschichtigkeit und Einzigartigkeit der Person eines Kindes bedarf eines umfassenden wie auch behutsamen Einsatzes verschiedener diagnostischer Ansätze:

Entschlüsseln von Biographie und Entwicklung

Ausgangspunkt für das Verständnis eines Kindes und seiner Familie ist das Wissen der Familie selbst, ihre Deutungen und ihre Lösungsversuche. Dieses Wissen nehmen wir zusammen mit den Fragen in einer ausführlichen Familienanamnese auf, um uns aus dieser Sicht einem Verständnis für das Kind nähern zu können.

Wir nehmen auch die darin einfließenden Sichtweisen anderer Einrichtungen und Fachleute auf, mit denen die Eltern zu früheren Zeitpunkten zu tun hatten oder noch aktuell in Kontakt sind und begeben uns auf Wunsch auch direkt in Austausch mit ihnen.

Psychologisch- pädagogische Diagnostik

In der entwicklungspsychologischen Untersuchung werden dem Kind - in der Regel im Beisein der Eltern - Spiel- und Leistungssituationen präsentiert. Dabei ergibt sich sowohl der aktuelle Stand des Kindes in verschiedenen Entwicklungsbereichen, als auch ein Bild über die Art und Weise, wie das Kind mit der Situation und den anwesenden Personen umgehen kann. Es entsteht ein nachdrücklicher Eindruck der Stärken und Ideen des Kindes, seiner Schwierigkeiten beim Finden von Lösungen, der Einflüsse auf die Qualität seines Handelns.

Viele dieser vorgelegten Aufgaben sind in Voruntersuchungen mit einer großen Anzahl von Kindern durchgeführt worden, so dass die beim Kind beobachteten Lösungen und Lösungsversuche mit denen seiner Altersgenossen verglichen werden können und somit Aufschluss über Entwicklungsstand und Entwicklungsqualität einzelner Fähigkeiten und Fertigkeiten des Kindes vom Fachmann gewonnen werden kann.

Kinderärztliche Diagnostik

Nach einem Gespräch mit den Eltern zur Ergänzung der Anamnese erfolgt eine Beobachtung des Kindes im freien Spiel bezüglich Interaktionsverhalten, Sprache, Sprachverständnis, Spontanmotorik, Wahrnehmungsleistungen und Wahrnehmungsverarbeitung. Dazwischen wird versucht u.a. die motorische Koordination, den Muskeltonus, das Gleichgewicht, die Handmotorik, die Sprache und das Sprachverständnis durch gezielte Aufgabenstellungen soweit wie möglich zu beurteilen.

Am Ende erfolgt eine ausführliche körperliche und neurologische Untersuchung. Falls vorhanden, werden Vorbefunde aus Kliniken bzw. von Fachkollegen angefordert, gesichtet und ins Gesamtbild integriert. Bei entsprechender Notwendigkeit werden weitere spezifische diagnostische Schritte (z.B. apparative Diagnostik ...) in Kooperation mit niedergelassenen Kinderärzten und Kliniken empfohlen.

Ziel der kinderärztlichen Diagnostik ist eine medizinische Diagnose, um dadurch eine medizinische Erklärung für die vorliegende Entwicklungsauffälligkeit zu erhalten und eine erste, vorsichtige prognostische Einschätzung zu geben, um so die weitere Förder- und Lebensplanung mitzugestalten.

Pädagogische und therapeutische Diagnostik

Einzelne Untersuchungen ergeben immer nur ein momentanes Bild von einem Kind. Die PädagogInnen und TherapeutInnen begleiten die Eltern durch den gesamten therapeutischen Prozess. Neben einer ersten Einschätzung besteht im weiteren Förderverlauf die Möglichkeit einer kontinuierlichen Beobachtung des Kindes in seiner Lebenswelt Familie und ggf. in der Kindertageseinrichtung.

In der Arbeit mit dem Kind ergeben sich immer wieder neue Aspekte der kindlichen Entwicklung, wie beispielsweise das sozial-emotionale Kommunikationsmuster sowie Handlungs- und Lösungsstrategien.
Die diagnostischen Eindrücke aus den anderen Fachbereichen können durch diese Beobachtungen bestätigt, ergänzt oder im Verlauf auch wieder in Frage gestellt werden.
Mit Hilfe der pädagogischen und therapeutischen Verlaufsdiagnostik entstehen fortlaufend neue Themen und Zielrichtungen für die Entwicklungsförderung.